Tauchen tut gut. Eigentlich müsste ich gar nicht mehr dazu schreiben. Mach ich aber, weil ich ja auch anderen MS-Betroffenen Mut machen möchte, das Tauchen für sich auszuprobieren. Kurs zusammengefasst: Tauchen ist barrierefrei (wenn man mal davon absieht, dass es, je nach Einschränkungen, etwas mehr Unterstützung und Zeit bedarf, um ins Wasser und nach dem Tauchgang wieder raus zu kommen, und ggf. auch unter Wasser zusätzliche Helfer, also Buddys, mittauchen müssen - oder dürfen), beim Tauchen atmest du komprimierte Luft (in der Regel ganz normale Atemluft, nur halt zusammengequetscht, damit möglichst viel davon in deine Flasche passt), sodass einfach mehr Luft und somit auch Sauerstoff in deinen Körper gelangt. Beim Tauchen bist du leicht, frei, beweglich... Ich kann nur beim Tauchen wirklich abschalten, mein Kopf hat Pause. Ist nur fokussiert auf das, was beim Tauchen wichtig ist. Alltag? Bleibt draußen. Sorgen? Bleiben draußen. Schmerzen? Lasse ich möglichst draußen. 

Und dann ist da noch das Thema Teilhabe. Denn Taucher sind eine Community - man hilft sich gegenseitig, ganz egal, ob mit oder ohne Behinderung. Alleine tauchen? Kommt für die meisten ohnehin nicht in Frage. Du bist also immer in einer Gemeinschaft, unter Gleichgesinnten, die alle eines wollen: tauchen. Es geht dann auch immer ums Tauchen, um gemeinsame Erlebnisse unter Wasser, um wundervolle Begegnungen oder einfach auch "nur" das Gefühl, sich schwerelos im Wasser treiben zu lassen. Oder auch mal um einen versemmelten Tauchgang, schlechte Sicht, wenig Sichtungen, weil die Delfine immer dann gerade davon schwimmen, wenn man endlich das ganze Tauchgeraffels fertig hat und bereit ist für den Sprung - oder das Hineingleiten - ins Wasser... all das ist so wunderbar, ich merke es schon alleine beim Schreiben dieses Textes, dass es mir so gut tut, dass ich gar nicht mehr aufhören kann. Mache ich jetzt aber, um euch dann doch noch aufzuzeigen, dass Tauchen auch mit Multiple Sklerose ein grandioses Hobby sein kann - und dass es eben nur ganz wenige Kontraindikationen gibt. Lies einfach weiter. 

Auch die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) legt MS-Erkrankten das Tauchen nahe. „Tauchen kann der Beginn einer neuen persönlichen Geschichte sein. So beschreiben es Menschen mit MS, die den Weg in die Welt unter Wasser gewagt haben“, heißt es bei der DMSG.

Tauchen tut gut - der Seele und dem Körper. Für MSler, die mit dem Tauchsport beginnen möchten, gelten die gleichen Voraussetzungen wie für jeden anderen Taucher auch: eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung und eine gewisse Grundfitness. Gut zu wissen: Du musst nicht laufen können, wenn du tauchen willst! 

Tauchen ist für MS-Betroffene mit schwacher Muskulatur geradezu ideal. Der DMSG zufolge haben Erfahrungen gezeigt, dass beim Tauchen der Wasserwiderstand eine gute Rückmeldung an die Muskeln gibt und zudem der Wasserdruck den Körper stabilisiert. 

Genau das macht das Tauchen auch für MS-Erkrankte mit Koordinationsstörungen so perfekt. Und selbst bei Spastik ist das Tauchen, insbesondere das Flossenschlagen, laut DMSG kein Problem, schließlich sollen die Beine sowieso möglichst gestreckt bleiben. 

Sich ohne Einschränkungen, ohne Rollstuhl oder andere Gehilfen im dreidimensionalen Raum zu bewegen, ist einmalig. Das kannst du nur unter Wasser oder im Weltall. Laut DMSG berichten MS-Erkrankte, die das Tauchen für sich entdeckt haben, von neu gewonnener Kraft, Selbstbewusstsein und mehr Mut im Alltag.

Auch schwerer betroffene MS-Erkrankte können tauchen – mit speziell für das Tauchen mit Handicap ausgebildeten Tauchlehrern und Begleitern.

Das gilt eigentlich für jeden, der in seiner Bewegung eingeschränkt ist und Unterstützung beim Anziehen des Tauchanzugs, dem Zusammenbau der Ausrüstung oder auf dem Weg zum und ins Wasser braucht. 

Quelle: www.dmsg.de/multiple-sklerose/ms-und-sport/aquasport-und-therapie/

Fotos: Canva, N. Kraß, Tauchausrüstung: Dynamicnord