Heute stelle ich euch eine bemerkenswerte Frau vor: Cody Unser. Für mich ist sie ein absolutes Vorbild - denn sie setzt sich in ihrer Heimat, den USA, und in der ganzen Welt für das Tauchen mit Handicap ein. Sie hält Vorträge, nimmt an medizinischen Symposien teil und unterstützt andere Organisationen. Das ist ihre Geschichte:
"Jeder PADI Tauchshop der Welt sollte jemanden im Personal haben, der Menschen mit Behinderung ausbilden kann."
Seltene Erkrankung: Transversale Myelitis (TM)
Cody Unser wuchs in einer Familie von Tauchern auf. Im Alter von 12 Jahren erkrankte sie an Transversaler Myelitis (TM). Diese seltene Autoimmunerkrankung greift die Myelinscheiden im Rückenmark an. Seither ist Cody von der Taille abwärts gelähmt. Während sie sich an ihren „neuen Albtraum“ gewöhnte, kämpfte die junge Cody mit Depressionen.
Rolli-Rennen und Wheelies
Ihr Bruder Al war besorgt, dass seine Schwester daran zerbrechen würde. Er brachte ihr bei, Wheelies auf ihrem Rolli zu machen und forderte sie zu Rollstuhlrennen heraus. Nicht gerade zur Freude des Personals in ihrem Rehabilitationszentrum. Und schließlich war er es, der Cody dazu ermutigte, das Tauchen auszuprobieren.
Neuer Lebensmut beim Tauchen
Vom Anziehen des Neoprenanzugs bis zum Erlernen von Techniken und dem Umgang mit der Ausrüstung - das Tauchen kostete Cody viel Kraft. Aber im Gegensatz zu anderen Fähigkeiten, die sie aufgrund ihrer Lähmung erlernen musste, machte ihr das Tauchenlernen Spaß. Und als sie schließlich abtauchte, wurde daraus weit mehr als Spaß.
"Es war das erste Mal, dass ich mich wieder wie ich selbst fühlte."
Mit dem Tauchschein in der Tasche fühlte sich Cody ermutigt, auch das Autofahren zu lernen. Statt zuhause unterrichtet zu werden, ging sie wieder zu ihrer Schule. Cody fand wieder zu Lebensfreude. Sie spürte selbst, welch therapeutisches Potenzial das Tauchen für Leute wie sie selbst hat. Daher fasst sie einen Entschluss.
Zusammen mit ihrer Mutter gründete Cody im Alter von nur 13 Jahren die Cody Unser First Step Foundation, um das Bewusstsein für TM zu schärfen und die Erforschung der seltenen Erkrankung voranzubringen.
Einsatz für's Tauchen mit Behinderung
Das spendenbasierte Programm Cody's Great Scuba Adventures im Rahmen ihrer Stiftung unterstützt Menschen mit TM und anderen Behinderungen dabei, das Tauchen in den warmen Gewässern der Tropen zu erlernen. Tauchen in warmem Wasser ist für Menschen mit Rückenmarksverletzungen von entscheidender Bedeutung, da kaltes Wasser zu Spastik führen kann.
"Beim Tauchen verstummt die ganze Welt und deine Sorgen driften einfach weg."
Doch damit nicht genug. Cody drängte ihre Ärzte am Johns Hopkins Hospital und am Kennedy Krieger Institute, eine Studie über die neurologischen und psychologischen Auswirkungen des Tauchens durchzuführen. Gesagt, getan - das wird aber ein eigener Blogbeitrag.
Ein weiterer Schicksalsschlag
Was mir Cody noch erzählt hat: "Ich habe meine Mutter im Jahr 2018 verloren, was mich bis ins Mark erschüttert hat Mich hat das dazu veranlasst, unser Adaptive-Scuba-Programm zu überdenken. Unser Motto lautet: Changing Lives One Dive at a Time."
Leben verändern, Tauchgang für Tauchgang
Cody: "Menschen mit Behinderungen sollten sich nicht auf gemeinnützige Organisationen wie meine verlassen müssen, um PADI-zertifiziert zu werden! Jeder mit einer Behinderung sollte in der Lage sein, seinen lokalen Tauchshop anzurufen und dort mit jemandem zusammenzuarbeiten, der entsprechend ausgebildet ist, um ihn zu unterrichten."
Jede Tauchschule sollte Adaptive Diving anbieten
"Ich arbeite mit PADI daran, Instruktoren weltweit dazu zu ermutigen, Adaptive Instructor zu werden. Aber eigentlich sollte der Adaptive Kurs in den allgemeinen Kurs eingebettet sein. Das ist also mein neues Ziel: Jeder PADI Tauchshop der Welt sollte jemanden im Personal haben, um Tauchunterricht für Menschen mit Behinderung anzubieten!"
Ich ermutige jetzige und künftige PADI Instruktoren, den Adaptive Techniques Kurs von PADI sowie der Handicapped Scuba Association (HSA) zu besuchen. Wir können das schaffen!
Cody Unser
Zwei Frauen, eine Mission
Cody und ich teilen eine gemeinsame Mission - und noch viel mehr. Cody's Worte an mich:
Vielen Dank, dass du dich an mich gewandt hast! Es ist so wunderbar zu wissen, dass es andere gibt, die an die Kraft des Tauchens glauben und es zugänglicher machen wollen. Persönlich sind du und ich auch verbunden. Multiple Sklerose und das, was meinen Körper gelähmt hat, als ich 12 Jahre alt war - Transversale Myelitis (TM) – sind in der Forschungswelt „Cousins“. MS und TM sind sich sehr ähnlich. Beide Erkrankungen teilen tatsächlich ein Protein, das Depressionen verursachen kann.
Nochmals vielen Dank für alles, was du tust, um das Tauchen für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen.
Danke, liebe Cody. Für mich bist du ein Vorbild!
Forschung zum Tauchen mit Handicap
Was das Forscherteam rund um Cody bei der Forschungsreise im Jahr 2011 herausgefunden hat, wie sie dabei vorgegangen sind und was das für das Tauchen mit Handicap bedeutet - all das erzähle ich euch in einem weiteren Blogbeitrag.
Aber zuerst werde ich euch von unserem ersten Taucher mit Handicap berichten, den wir vom ECDC-Tauchverein begleiten.
Eure Nicole
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