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Corona

Tauchtauglichkeit nach Corona

Diese Zeit werden wir wohl alle nie vergessen: die Corona-Jahre. Die schrecklichen Bilder aus Bergamo, wo so viele Menschen in der Anfangszeit schwer erkrankt und viele gestorben sind. Erstmal schien das alles noch weit weg. Eine schlechte Nachricht jagte die andere. Verfolgte und plötzlich verschwundene Menschen in China, dann die Bilder von verriegelten Wohnungen und von Millionenstädten im Lockdown. "Sowas würde es bei uns nicht geben", munkelten wir noch. Tja, was dann kam, hätten wir wohl alle nicht für möglich gehalten: Flieger weltweit am Boden, ein Ansturm auf Clopapier, Nudeln, Hefe, Home-Schooling und Home-Office-Pflicht, Läden dicht, Kontaktverbot, Grenzen zu. 

Corona hat Spuren hinterlassen

Auch wenn die Pandemie inzwischen ihren größten Schrecken verloren hat und wir wieder zu unserem Alltag zurückgekehrt sind, selbst wenn dieser für manche nun anders aussehen mag. Was möglicherweise doch noch alles auf uns zukommt.... das mag sich eigentlich niemand vorstellen. Fest steht: Corona hat Spuren hinterlassen! Und für uns Taucher mitunter sogar ganz gravierende bis hin zum definitiven Aus des Hobbies oder Berufs.

Worst case: nie wieder tauchen

Mich hatten ganz am Anfang der Corona-Pandemie Berichte von einem Lungenfacharzt über Taucher nach einer durchgemachten Covid-Infektion erschüttert. Der Mediziner war selbst schockiert und sagte, er habe so etwas noch nie gesehen. Zuvor völlig gesunde, junge, sportliche Berufstaucher mussten ihren Beruf an den Nagel hängen, da die Lungen so extreme Veränderungen aufgezeigt hatten, dass er keine Tauchtauglichkeit  mehr erstellen konnte. Aus und vorbei!

Einfluss auf die Lunge teils gravierend

Und noch immer íst so eine Covid19-Infektion nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Offenbar macht dieses Virus, ganz egal in welcher seiner vielzähligen Mutationen, etwas mit uns. Mit der Atmung, unserer Lunge, der Kraft, die wir zum Atmen unbewusst brauchen. Tauchen solltest du nur mit einer voll funktionsfähigen Lunge! Schließlich sind wir darauf unter Wasser absolut angewiesen! Daher gewinnt durch Corona das Thema Tauchtauglichkeits-Untersuchung (TTU) nochmals mehr an Bedeutung, finde ich. 

Long-Covid oder Post-Covid. Plötzlich behindert?

Wer immer gesund war und plötzlich durch Covid mit körperlichen Einschränkungen zu tun hat, muss möglicherweise sein Leben, seinen Alltag, seinen Beruf komplett neu ausrichten. So wie viele Menschen nach einer lebensverändernden Diagnose oder einem Unfall. Wer zuvor schon begeisterter Taucher war, möchte wahrscheinlich schnellstmöglich wieder fit für die Unterwasserwelt, also tauchtauglich sein. Manchen Betroffenen tut es jetzt erst recht gut, sich beim Tauchen in der Schwerelosigkeit von seinen körperlichen Einschränkungen abzulenken. Mir geht es so, auch wenn bei mir nicht Corona, sondern Multiple Sklerose und einige Operationen der Grund für meine Beeinträchtigungen sind. 


"Ein großes Problem des Post-Covid-Syndroms sind unter anderem kognitive Einschränkungen, der sogenannte Brain Fog. In diesem Fall würde ich gar nicht mehr tauchen."

Prof. Dr. med. Andreas Koch

Foto: Institut für Sportwissenschaft, Uni Kiel

Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit nach Corona

Gemeinsam haben die Gesellschaft für Überdruck- und Tauchmedizin (GTÜM), der Verband deutscher Sporttaucher (VDST) und DLRG Empfehlungen veröffentlicht, an die sich Taucher sowie Tauchmediziner halten sollten. Auch wenn wir das nicht gerne hören wollen, so steht an erster Stelle der Hinweis: Bei einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV2 erlischt zunächst eine vorhandene Tauchtauglichkeit.

 

Nach SARS-CoV2 nicht mehr tauchtauglich - und dann?

Aber wie soll es danach weitergehen? Auch dazu haben die Organisationen gemeinsam eine Richtlinie erstellt für die (Wieder)Erteilung der Tauchtauglichkeit nach Ende einer Corona-Erkrankung. Die Empfehlungen sind in drei Kategorien unterteilt, je nachdem wie lange und welche Beschwerden die Taucher haben bzw. hatten. 

  • Gruppe A sind in der Regel geimpfte Taucher, die nach einer Schnupfen-ähnlichen Corona-Infektion 10 Tage komplett beschwerdefrei sind.
  • Gruppe B: Wer Symptome ähnlich einer echten Grippe hatte und/oder nach dieser Karenzzeit nicht beschwerdefrei ist, muss weitere 4 Wochen aussetzen. Die Untersuchungen zur Wiedererlangung der Tauchtauglichkeit sind dann deutlich aufwendiger.
  • Gruppe C: Long-/Post-Covid oder eine schwere Corona-Erkrankung mit Krankenhausaufenthalt. Ein großes Problem des Post-Covid-Syndroms sind hier unter anderem kognitive Einschränkungen (Brain Fog). In einem solchen Fall muss der Tauchmediziner genau abwägen, ob er überhaupt eine Tauchtauglichkeit  erteilen kann.

 


Hier geht es direkt zu den Empfehlungen zur (Wieder)Erteilung der Tauchtauglichkeit nach einer Infektion mit SARS-CoV2 



Mein Fazit: Lieber einmal mehr den Weg zum (Taucher)arzt nehmen, als sich und seine Mittaucher unnötig in Gefahr zu bringen. Ohne gültige (!) TTU solltest du eigentlich nie tauchen. Und auch bei den Angaben in der Selbstauskunft über deinen Gesundheitszustand solltest du auf keinen Fall schummeln. Was es noch alles zur TTU im Allgemeinen sowie für Menschen mit Handicap zu beachten gibt, kannst du im Interview mit Prof. Dr. med. Andreas Koch, Uni Kiel, nachlesen. 

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