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Tauchen mit Handicap - Türen auf!

Den Spruch „Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine neu“ kennst du bestimmt. Für mich ist das zu einseitig, zu digital. Eins auf, eins zu, eins auf, eins zu. Aber so ist das Leben nun mal nicht. Also meines zumindest nicht. Die ein oder andere Tür in meinem Leben habe ich tatsächlich fest abgesperrt und den Schlüssel ganz weit weggeworfen. Aber das ist ein anderes Thema. 

Bunte Türen an einem weiß gestrichenen Gebäude vor blauem Himmel

Ich bin viel zu neugierig, könnte ja etwas verpassen. Was sich wohl hinter der grünen Tür verbirgt? Was tut sich auf, wenn ich die rote Tür öffne oder doch lieber die blaue? Ach, eigentlich mag ich am liebsten orange, gelb, sonnengelb. Ausprobieren, reinschauen, neue Wege gehen – das meine ich damit.

Dann ist da plötzlich dieser eine Tag....

Bleiben wir bei der Tür: Manch eine wird dir vor der Nase zugeschlagen. Auch das gehört zum Leben, mal Niederlagen einstecken. Oder Umwege gehen, weiterlaufen, bis irgendwo dann der Schlüssel ins Schlüsselloch passt. Vielleicht ist da auch noch irgendwo eine Tür versteckt, die du auf den ersten Blick gar nicht gesehen hast. Bist möglicherweise jahrelang daran vorbei spaziert.  Und dann plötzlich ist dieser Tag da, an dem du sie entdeckst, die Klinke in die Hand nimmst – und siehe da, die Tür ist gar nicht verschlossen. Geh rein, lass auf dich zukommen, was passiert.  

Und was hat das alles mit Tauchen mit Behinderung zu tun?

Ich habe die Tür-Metapher im Vorwort einer MS-Broschüre verwendet, das ich schreiben durfte. Vor ein paar Tagen kam ein Karton bei mir an mit einem Stapel an Belegexemplaren. Und da ich mich darüber so gefreut habe, wollte ich eigentlich nur meine Freude in die Welt hinausbrüllen. Naja, ganz so laut nicht, aber ein bisschen laut dann eben schon. Also habe ich eine kleine Passage aus meinem Vorwort auf Insta gepostet (zur Broschüre hier klicken). Die Reaktionen darauf haben mich wirklich überwältigt.

Es war mein Neurologe, der für mich eine Tür aufgestoßen hat, am Tag meiner MS-Diagnose, mit dem Satz: „Schränken Sie sich nicht ein!“ Die Tür zu einem erfüllteren Leben. Die Tür zu meinem Träumen, die ich jetzt verwirkliche. So gut das eben geht. Eine Tür, an der ich in meinem Alltag vor der MS einfach vorbeispaziert bin. Hinter dieser Tür hatte sich meine Liebe zum Tauchen versteckt. Und was sich daraus nun so nach und nach entwickelt, hätte ich mir womöglich ohne MS gar nicht zugetraut.

Grüne Haustür an einem Haus in orange

Eine Tür hat sich geöffnet, und viele weitere tun sich nach und nach auf. Es gehen auch manche zu. Für immer. Das ist hart, tut weh und muss erstmal verkraftet werden. So ist das Leben. Meine Erkrankung hat mich verändert. Wie es sonst – ohne MS – weitergangen wäre? Ich weiß es nicht. Vielleicht andere Wege, die zu anderen Türen führen. Vielleicht aber auch nicht. Ist eigentlich auch egal. Das Einzige, was doch zählt, ist das Jetzt. Denn jetzt fühlt es sich so, wie es ist, richtig und gut an. 


Grüne Tür an einem Gebäude, davor ein Weg und Wiese

Genau diesen Spruch habe ich also auf Instagram gepostet und dann die Community gefragt: Vor welcher Tür stehst du? Durch welche Tür bist du gegangen, hinter der sich ein neuer Weg für dich versteckt hatte? Die Antworten waren: 

  • eine Begegnung
  • die Tür zum Reisen
  • die Tür zur Kindheit hinter mir zu lassen
  • die Trennung von meinem Ehemann
  • Studium

Und das war längst nicht alles. Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet, dass meine Worte andere so bewegen können. Da werde ich selbst beim Schreiben rot. Aber… ich habe mir ja vorgenommen, ehrlich und authentisch zu sein. So gehört sich das schließlich beim Blogschreiben. Also, ich bin ehrlich: Ich bin ehrlich überwältigt von den Antworten, die mich sehr berührt haben. 

Pina mit wehendem schwaren langem Haar, dunkler Pulli und heller Hose, sitzt auf einem Boot, dahinter sind Wellen zu sehen
Pina von @pinas.passport

"Dein Post hat mich heute zu Tränen gerührt und ich kann nur zu 100% zustimmen!"

Toller Text 👏 .... seit Covid und dem Lockdown und vor allem jetzt mit dem Krieg habe ich endlich verstanden: Das Leben kann von einer Sekunde auf die andere verändert oder sogar vorbei sein. Seitdem tue ich Dinge, die ich immer aufgeschoben habe. Ich bin ein ängstlicher Mensch und mache mir viele Sorgen, doch dieses neue Lebensgefühl zwingt mich dazu, über meine Grenzen zu gehen und mich weiterzuentwickeln. Lebe im Hier und Jetzt!✨

Vor allem tauche ich erst seit einem Jahr und das Tauchen fordert mich ebenso heraus wie es mich begeistert. Auch durch den Ozean lerne und spüre ich eine große Demut, die mich das Leben richtig schätzen lehrt. 🌊

Porträt von Isabel im blauen Pullover, lächelt in die Kamera
Isabel von @liebevolle_kinderjahre

Isabel von @liebevolle_kinderjahre: Manche Sätze machen richtig Mut. Ein Satz, der auch mir gerade guttut. 😍

Alexandra trägt ein Kleid und einen Hut, steht mit den Füßen im Wasser, blickt auf einen Berg
Alexandra von @reisemut

Wichtige Worte und aus meiner Sicht die richtige Lebenseinstellung. Man sollte den Blick auf die Dinge richten, die möglich sind und nicht den Dingen hinterhertrauern, die (leider) der Vergangenheit angehören. "Leben im Hier und Jetzt!!" 
Alexandra von @Reisemut

Und im Hier und Jetzt lebt auch Siggi, DLRG Rettungstaucher mit genau meinem Handicap, nämlich MS. Mit ihm und seiner Tochter Roxy habe ich mich in Friedrichshafen auf der Interdive-Tauchmesse zum Interview getroffen. Was mir die beiden über ihren Tauchurlaub in Ägypten erzählt haben, ist eine sehr emotionale Geschichte. Die erzähle ich euch beim nächsten Mal. 

 

Eure Nicole

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